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„Groß ist die Kraft der Erinnerung, die Orten innewohnt.“ (nach Cicero)

Wiegenpferd mit Reiter

Tändelnde Streitrösser gehörten lange zu den Lieblingsspielzeugen von Kindern im k. k. Reich, wobei die Ware anfangs zum Bemalen („Fassen“) nach Oberammergau geliefert wurde. Erst um 1800 kamen die Grödner selbst hinter das Geheimnis der Rezepturen für die Farb- und Lackzusammensetzung. Auch danach wurden nur bestimmte Musterartikel wie Puppenköpfe und Schaukelpferde bemalt – vor allem von Frauen.

Pinocchio und Fortunello

Pinocchio und Fortunello zeigen wie politische Veränderungen, der Wandel der Märkte, aber auch Mode und Technik, Geschmack und Pädagogik die Entwicklung des Grödner Holzspielzeugs beeinflusst haben. Die Firma SEVI von Vinzenz Senoner (Vastlè, Wolkenstein) hat es lange geschafft, mit den gesellschaftlichen Veränderungen des 20. Jh. Schritt zu halten und sich mit qualitätsvollen Angeboten neuen Märkten anzupassen.

Holzspielzeug der Firma SEVI: Fische, Elefanten, Enten

Bewegliche Fische, rote Elefanten, Enten zum Nachziehen: Designer aus Italien und Deutschland entwickelten im Auftrag von SEVI stetig neue Motive. Zudem machte es neue Technik möglich, die Produktpalette und Materialien auszudehnen. So deckte SEVI den gesamten Bereich der Kindergeschenke ab. Dennoch behielten die Produkte ihre Originalität und ihren kunsthandwerklichen Einschlag bei.

Postwagen mit Kutscher und Pferdegespann

Die meisten Grödner Spielzeuge wurden als Dutzendware verkauft, daneben gab es aber aufwendiger gestaltete Einzelstücke, etwa diese Postkutsche mit Einstiegstür, Doppeldeichsel, gelber Lackierung und der Aufschrift „K. K. Post“. Nach Gröden fuhren Postkutschen ab 1856 auf der Talstraße, über Waidbruck erhielt Gröden 1867 Anschluss an die Brennerbahn, die das Wirtschaften im Tal enorm erleichterte.

Kämpfende Böcke

Ziehspielzeug wie diese kämpfenden Böcke wurde im Ladinischen tica-taca genannt. In der Blütezeit vor 1914 umfasste das Grödner Sortiment bis zu 500 Artikel, darunter Puppen, Pferde, Kutschen, Wagen, Fadengaukler, Wagen, Kugelspiele, Seiltänzer, Akrobatinnen und Figuren aller Art. Musterschutz gab es keinen; Artikel konnten also von anderen Herstellerinnen und Herstellern übernommen werden.

Pendelspielzeug einer Kuh mit Kälbchen

Pendelspielzeug wurde von Ende des 19. bis Anfang des 20. Jh. hergestellt. Bei diesem Spielzeug senkt die Kuh beim Anstoßen des Pendels den Kopf zum Trog, das Kälbchen hebt seinen zum Trinken. Die Holzkugel wurde auf der Drechselbank hergestellt, indem Kugeln wie an einer Perlenkette ausgearbeitet und danach voneinander getrennt wurden. 1877 gab es in Gröden 300 fuß- und 60 wassergetriebene Drechselbänke.

Grödner Holzpferd auf Räderbrett

Nach den Gliederpuppen waren geschnitzte Tiere die wichtigsten Artikel im Grödner Sortiment. Den Hauptteil stellten dabei Pferde: Wiegen- und Schaukelpferde, Zugpferde für allerlei Karren und Pferde auf einem Räderbrett. Die Pferde wurden bemalt und in allen Größen geliefert: von kleinen Spielzeugfigürchen bis zu solchen, die zum Aufsitzen gedacht waren.

Uhrenständer mit Chronos

In diesem reich geschnitzten und teilweise vergoldeten Uhrständer wurde die Taschenuhr als wertvolles Objekt im Wohnzimmer zur Schau gestellt. Uhrständer waren von Mitte des 18. Jh. bis in die 1870er-Jahre typische Artikel der Grödner Produktion, wobei die allegorische Darstellung der Zeit als geflügelter, bärtiger Alter ein wiederkehrendes Motiv war. Meist wurden ihm Sichel oder Sense, später auch die Sanduhr beigestellt.

Flucht nach Ägypten

Die aus Zirbenholz geschnitzte und gefasste Kleinskulptur der hl. Familie auf der Flucht nach Ägypten stammt aus dem 17. Jh., zählt zu den ältesten Werken im Museum Gherdëina und ist ein frühes Zeugnis Grödner Schnitzkunst. Geschnitzte Darstellungen der Weihnachtsgeschichte entwickelten sich im Mittelalter, in Gröden spezialisierten sich viele Familien ab dem 18. Jh. auf das Schnitzen von Krippenfiguren.