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„Groß ist die Kraft der Erinnerung, die Orten innewohnt.“ (nach Cicero)

Ansicht von St. Ulrich im Jahr 1860

1925 blickt der Kunstmaler Josef Moroder Lusenberg mit diesem Ölgemälde von seinem Haus auf das St. Ulrich der 1860er-Jahre und damit auf das Dorf seiner Kindheit. Der retrospektive Rückblick hat wohl mit der tiefgreifenden Entwicklung zu tun, die das Tal im Zuge des Aufschwungs von Kunstgewerbe und Fremdenverkehr bis zum Ersten Weltkrieg mit einem Bedeutungsverlust der Landwirtschaft erlebt hat.

Der Leiermann

Das Ölgemälde, das Josef Moroder Lusenberg 1912 schuf, zeigt einen Leiermann, der vor einem Grödner Bauernhof eine barfüßige Kinderschar unterhält. Die Kinder scheinen vom Äffchen fasziniert, das auf dem Leierkasten sitzt, während zwei Mädchen mit ihrer Mutter die Szene stickend von der Seite aus verfolgen – wohl eine aufmerksame Beobachtung der gesellschaftlichen Diversifizierung im St. Ulrich der Jahrhundertwende.

Villa Sonnenburg

Josef Moroder Lusenberg errichtete 1904 mit seinem Sohn Josef die Sonnenburg anstelle der alten Mühle am Cudanbach. Im Erdgeschoss wurde eine Werkstatt für sakrale Bildhauerei eingerichtet, in der Josef jr. den Verlegerbetrieb für kirchliche Kunst ausbaute. Das Jahrhundertwendehaus kennzeichnen ein für Gröden seltenes Krüppelwalmdach, ein Erker und ein Turm, unter dessen doppelt rundbogigen Fenstern sich eine gemalte Sonnenuhr findet.

Haus Scurcià

Scurcià zählt zu den großen mittelalterlichen Hofanlagen in St. Ulrich, aus denen durch Teilungen mehrere Höfe hervorgegangen sind. Im Haus Scurcià entstand eine Werkstatt, aus der im 19. Jahrhundert viele bekannte Bildhauer hervorgingen. Der Altarbauer Leopold Moroder baute das Haus um 1900 zum Café aus und legte die noch bestehende Kastanienallee an. Das heutige Wohnhaus ist ein Neubau aus dem Jahr 1981 von Giorgio Moroder, Pionier der Discomusik und Oscarpreisträger.

Haus Lusenberg

Das alte Bauernhaus Lusenberg (lad. Jumbierch) wurde um 1830 von Annamaria Pezlauzer Moroder zum bürgerlichen Wohnhaus ausgebaut. Sie war die Großmutter des Bildhauers und Malers Josef Moroder (1846-1939), der den Hof- als Beinamen führte. Im Obergeschoss richtete Moroder Lusenberg sein Maleratelier ein, dessen Ausstattung original erhalten ist. Seine zweite Ehefrau Felizita handelte hier mit Antiquitäten. Auch die Bildhauerwerkstatt im Erdgeschoss ist original erhalten, Moroders Enkel Harald Schmalzl ist hier noch bildhauerisch tätig.

Haus Doss

Neu Doss wurde 1883 vom Fassmaler und Verleger Dominik Anton Moroder, dem jüngsten Bruder des Malers Josef Moroder Lusenberg, als zweistöckiges Wohnhaus errichtet. Im Erdgeschoss befand sich eine Malerwerkstätte für Kirchenkunst, in der vor dem Ersten Weltkrieg bis zu zehn Gehilfen beschäftigt waren. Sohn Heinrich führte die Malerwerkstatt bis in die 1960er-Jahre weiter, als Malerbetrieb wird sie heute in vierter Generation im Haus Rumanc nebenan geführt.

Villa Venezia

Johann Baptist Moroder, Sohn von Josef Moroder Lusenberg und selbst einer der bedeutendsten Grödner Bildhauer um 1900, errichtete die Villa Venezia um 1903/04 nach eigenen Entwürfen als Wohnhaus im Neorenaissance-Stil mit einer Balustrade mit marmorisierten Holzsäulen. Angegliedert war ein Bildhaueratelier und einer Oberlichtkuppel. Vor dem Neubau standen hier die Mühle des Hofes Planaces, das Schmiedhaus mit Kohlhütte und ein Sägewerk.

Kunstgymnasium “Cademia”

1872 eröffnete Ferdinand Demetz da Furdenen die erste öffentliche Lehrwerkstätte für Bildhauerei in St. Ulrich. Das mehrstöckige Gebäude am Ostrand von St. Ulrich wurde 1938 von der Gemeinde gekauft und die in der Zwischenzeit ausgesiedelte Kunstschule wieder hierher verlegt. An der Stelle des ursprünglichen Cademia-Gebäudes entstand 1999 ein Neubau, in dem heute das Kunstgymnasium untergebracht ist.

Kirche Sankt Anton in Boden

Eine erste Kirche am Antoniboden wird im 15. Jh. erwähnt, ist aber älter. 1676 wurde die heutige Kirche mit dem steilen Satteldach fertiggestellt, in den 1870ern restauriert. Die Seitenstatuen des Hochaltars von 1684 zeigen die beiden Heiligen Ruprecht und Nikolaus. Die Lourdes-Grotte zieren Mineralien von der Seiser Alm, Altarbilder stammen u. a. von Josef Moroder Lusenberg, die Skulpturen von Grödner Künstlern.